FÜR SCHLESIEN DEUTSCHLAND UND EUROPA
Ekkehard Kuhn


Eine Tätigkeit, die für mich schon seit Jahrzehnten gilt und noch immer aktuell ist: ich muss schreiben: erst Gedichte, dann Filmtexte fürs Fernsehen und Bücher. Bei den Büchern war ich im letzten Jahr bei Nummer 13 angelangt. Diese Autobiografie hatte ich "Erfüllte Hoffnung" genannt und auf dem Titelblatt zur Begründung geschrieben: "Als junger Mensch hatte ich die Hoffnung auf eine glückliche Ehe mit Kindern, eine berufliche Tätigkeit, in der ich Filme produzieren kann und die Wiedervereinigung Deutschlands. Alle diese Wünsche haben sich erfüllt. Nun am Abend meines Lebens habe ich die große Hoffnung, dass der Frieden erhalten bleibt."

Anfang des Jahres fing ich ein neues Buch mit dem Titel "Die Friedensformel - ein politisches Märchen" an. In diesem fiktiven Roman hat der Protagonist Hartmut Engler einen Traum , in dem er die Aufforderung erhält, die Friedensformel zu suchen, mit der das Leben auf der Erde befriedigt werden kann, damit es keine Kriege mehr gibt.

Hier zitiere ich die Anfangskapitel:

Der Auftrag

Hartmut Engler hatte einen Traum. Das war zunächst nichts Besonderes. Denn er träumte oft. Aber meist hatte er, was er träumte, schon wieder beim Aufstehen vergessen. Selbst wenn er sich  bemühte, sich zu erinnern, gelang ihm das nicht, blieb die Nacht dunkel. Heute jedoch war das anders.

Er hatte einen Traum, aber was für einen. Er war so ungewöhnlich und groß, dass er heute nach dem Aufstehen wie betäubt umherlief. Spürte er sonst zunächst seine steifen Glieder, die erst nach einigen Schritten gefügig wurden, war das heute kein Thema.

Er war nicht sehr religiös, glaubte auch nicht an Engel. Aber heute hatte er im Traum eine Botschaft erhalten. Es war keine Gestalt mit menschlichen Zügen oder gar Flügeln wie bei von Künstlern dargestellten Engeln. Es war eigentlich nur ein helles Licht, wie von Leuten geschildert, die ein Nahtoderlebnis hatten. Das Ungewöhnliche daran aber war, dass aus dem Licht eine Stimme kam. Das hatte er noch nicht erlebt. Sonst hatte er immer nur von Menschen und Begegnungen mit ihnen geträumt.

Die Stimme ohne Körper hatte ganz deutlich gesprochen. Das war das Unheimliche daran. Auch, dass sie sich nicht vorstellte. Aber das, was sie sagte, ihre Botschaft, die ein Auftrag war, war eindeutig. Er soll, weil es auf der Erde noch immer so viel Streit und Kriege gibt, nach der Friedensformel suchen, mit der man die Menschheit befrieden kann. Das war alles, nichts wurde gesagt wo und wie. Auch wurden keine Konsequenzen angedeutet, wenn er den Auftrag nicht befolgte. Auch wurde nicht gefragt, ob er ihn befolgen wollte. Konnte es überhaupt so etwas wie eine Friedensformel geben?

Er dachte an den oft zitierten Satz "Träume sind Schäume". Aber auch bei längerem Nachdenken kam er von dieser nächtlichen Botschaft nicht mehr los. Die Frage bedrängte ihn, warum gerade er sie erhalten hat? Wo es doch Millionen und Milliarden andere Menschen auf der Erde gab. Vielleicht hatten auch andere so eine Botschaft bekommen? Aber konnte er diesen Auftrag einfach negieren. Es war ja eigentlich etwas Gutes, das er tun sollte und er selbst litt unter den vielen Streitereien und Kriegen unter den Menschen, die ihn bedrücktken. Den Zweiten Weltkrieg mit seinen Schrecken hatte er als Kind noch miterlebt.

Schon lange war er von seinen Mitmenschen enttäuscht, die immer wieder neuen Streit und Kriege anzettelten. Dabei hätte es doch nur einen einzigen Krieg zu geben brauchen, aus dem man wusste, wie viel unsägliches Leid er den Menschen brachte. Er dachte an seine Kinder und Enkel, für die er auch und vor allem eine friedliche Zukunft wollte. Wie aber sollte er das anstellen, das Suchen nach der Friedensformel? War das nicht ein zu großes Unterfangen, auch wenn es ein sinnvoller Auftrag war.

Der Traum aus der Kindheit

Die Welt zu bessern, war schon immer sein Traum. Bereits als Kind hatte er dazu eine Theorie erdacht: die absolute Ehrlichkeit zwischen den Menschen sollte nach seiner Meinung die Lösung bringen. Später, wenn er in Sinfoniekonzerten saß und Musiker aus verschiedenen Erdteilen zusammenspielen sah, gingen seine Gedanken hoffnungsvoll in eine Zukunft mit Frieden. Der Höhepunkt war jedes Jahr zum Jahreswechsel für ihn die Neunte Sinfonie von Ludwig van Beethoven mit dem Schlusschor "An die Freude" mit der himmlischen Zeile:  "Alle Menschen werden Brüder!" Vor Anteilsnahme und Begeisterung rieselte es ihm dabei immer kalt über den Rücken. Was für eine Schönheit und Macht hatte diese Musik! In seinem Archiv bewahrte Engler den Mitschnitt der 9. Sinfonie, als Leonard Bernstein die Berliner Philharmoniker am Weihnachts-tag 1989 dirigierte, nachdem der Bruch der Berliner Mauer am 9. November den Menschen die Freiheit gebracht hatte. Hier gingen zum ersten Mal in der Geschichte die musikalische Aufforderung und die politische Wirklichkeit Hand in Hand. Die Ode an die Freude wurde zur Ode an die Freiheit und dieses Wort auch gesungen. Unvergesslich der Satz von Leonard Bernstein und sein vor Glück tränenüberströmtes Gesicht danach: "Ich erlebe einen historischen Moment, unvergleichlich, ein Weihnachten so unvergleichlich in meinem langen, langen Leben!"


Erfüllung: Die deutsche Vereinigung

Gern dachte Engler an die Zeit, als sich die Gegensätze und die Kriegsgefahr in Europa mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und dem Verheiß einer friedlichen Zukunft auflösten. An die Jahre 1989 und 1990 als die friedliche Revolution in der DDR den Menschen die Freiheit brachte, die bereits ein Jahr später am 3. Oktober 1990 in die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mündete. Und das ohne einen einzigen Toten und mit der Billigung aller Nachbarländer. Das hatte es in der Weltgeschichte noch nicht gegeben. Was für eine herrliche, aufregende Zeit. Die von den 70 000 Demonstranten am 9. Oktober 1989 in Leipzig gerufene Beschwörung "Keine Gewalt!" hatte die Waffen der 8000 ihnen gegenüber stehenden Soldaten, Polizisten und Betriebskampfgruppen entkräftet. Der "Tag der Entscheidung" ging ohne ihren Einsatz zuende. Vorher waren die Menschen mit Todesangst auf der Straße gelaufen. Nur wenige Wochen vorher war in China der Protest der Studenten mit Panzern blutig niedergewalzt worden. Aber es gab auch die Hoffnung auf Gotbatschow, dessen Name "Gorbi, Gorbi!" von den Leipzigern gerufen wurde. Konnte seine Rücknahme der Breschnew-Doktrin, seine Perestroika-Politik, sein Reden vom "gemeinsamen europäischen Haus" Einfluss auf das Verhalten der DDR-Führung ausüben und den Protestierenden helfen? Angst und Hoffnung standen sich gegenüber.

Er erinnerte sich gern an diese Zeit voller Optimismus. Auch war er stolz darauf, dass er im Gegensatz zu fast allen anderen Deutschen immer an die deutsche Einheit geglaubt hatte. In seinem ersten Buch im Frühjahr 1987 hatte er sie vorhergesagt, freilich ohne ein näheres Datum zu nennen. Er schrieb damals: "Die Sowjetunion ist heute - verkürzt gesagt - das letzte große Kolonialreich der Erde. Es gehört wohl keine große Prophetie dazu, vorherzusagen, dass in Zukunft der Druck der vielen sowjetischen Völker und der Völker Osteuropas auf das großrussische Herrschervolk zunehmen wird...Die Freiheit , die Selbstsbestimmung wird eines Tages allen Völ-kern in Europa gehören. So wie der russische Zar es gestattete, dass die deutschen Staaten im 19. Jahrhundert durch Bismarcks Reichsgründung in einem großen Kaiserreich zusammenwuchsen, so wird eines Tages auch die Sowjetunion bereits sein zuzulassen, dass die Deutschen wieder in einem Staat zusammenleben."

Wichtig für sein Urteil waren seine Reisen in die Sowjetunion. Im November 1976 war er zum ersten Mal in das Riesenreich geflogen, das als Siegermacht des Zweiten Weltkriegs den zweiten deutschen Staat - die DDR - fest im Griff hatte. Als Fernsehmann nahm er in Moskau am X. Teleforum, einer Fernsehmesse, teil. Das politische Klima der Breschnew-Zeit war so eisig wie das Wetter des Spätherbstes mit seinem frühen Wintereinbruch. Um das Hotel "Rossija", damals das größte in Moskau, in der Nähe des Kreml gelegen, standen die Aufpasser und Spitzel, die sich den Fremden beim Weggehen möglichst unauffällig an die Fersen hefteten. Die sowjetischen Filme, die auf dem Forum gezeigt wurden, strotzten von Patriotismus und Heldentum. Die sozialistische Welt war heil und in Ordnung. Auf den Veranstaltungen wurde die Völkerfreundschaft beschworen, auf einem offiziellen Essen nach der Besichtigung des Klosters Zagorsk, 70 km von Moskau entfernt, auch kräftig darauf getrunken. Die Busse, in denen sie tranportiert wurden, rasten mit Blaulicht durch die Stadt, denn schließlich war man eine 'delegazija': nur in einer Gruppe war man wichtig. Eine einzelne Person schien eigentlich immer überflüssig zu sein.


Rettung nach Kriegsende

Ein diktatorisches System war Engler nicht fremd. Bis 1959 hatte er in der DDR gelebt. Aus Angst vor einer drohenden Verhaftung meldete er sich damals als politischer Flüchtling in Westberlin. An der Universität in München wählte er bewusst neben Publizistik die Fächer Slawistik und osteuropäische Geschichte. Damit hatte es eine besondere Bewandnis, denn in den Wirren nach Kriegsende war er in einer großen Gruppe von Flüchtlingen gemeinsam mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern durch Russen aus polnischer Geiselnahme befreit worden.  Ohne diese Rettung hätte ihnen allen der Tod gedroht, ein Schicksal, das eine Mitgefangene von ihren Peinigern erlauschen konnte. Sie sollten an einen Ort geführt werden, wo die SS die ganze Bevölkerung ermordet hatte. Als Rache sollten jetzt die Deutschen mit ihrem Leben bezahlen. Wer in der Gruppe nicht weiter laufen konnte, wurde schon vorher erschossen. Dieses Erlebnis als siebenjähriges Kind hatte sich ihm tief eingeprägt. Als Dank wollte er etwas für die Verständigung der zwei größten europäischen Völker tun, die miteinander einen so mörderischen Krieg geführt hatten. Sein Wunsch war, Fernsehjournalist zu werden, Filme zu machen, die diesem Ziel dienen konnten. Und er wollte die Einheit Deutschlands. Beides wollte er verbinden.

Unter der widernatürlichen Teilung seines Landes litt er wie andere, deren Familien getrennt waren. Seine Eltern konnte er nach seiner Flucht sechs Jahre nicht sehen. Die Besuche in der DDR waren  - von der Freude über das Wiedersehen der Eltern und der nahen Bekannten abgesehen - deprimierend, die Kontrollen an der Grenze schikanös und entwürdigend. Er spürte die zwei Hälften Deutschlands entwickelten sich mehr und mehr auseinander. Die Einbindung des jeweiligen Teils in das Paktsystem der beiden politischen Blöcke, Warschauer Pakt und NATO war perfekt und eisern. Sein Land war ein mit Waffen voll gepropptes Pulverarsenal, das jederzeit in die Luft fliegen konnte. In Thüringen, wo seine Eltern wohnten, waren die Raketen nach Westen gerichtet. In Hessen, wo er wohnte, zielten sie nach Osten.


Moskau 1976

Nun war er zum ersten Mal in Moskau, in dem Land, mit dem er sich durch die russische Rettung nach Kriegsende so emotional verbunden fühlte. Es war für ihn ein befriedigendes Erlebnis, sich mit den Menschen in ihrer Sprache verständigen zu können. Er ging - allen sozialistischen Tagungs- und Delegationsgepflogenheiten zum Trotz - auch allein in einfache Moskauer Gaststätten, in die sich kein Fremder verirrte, der aus dem kapitalistischen Ausland kam. Die Menschen, mit denen er sprach, waren überrascht und freundlich. Es gab Begegnungen, die darauf hindeuteten, dass sich die Menschen der beiden Länder trotz der Wunden des Krieges und der gegensätzlichen Politik  mochten. An eine Entwicklung, die zur deutschen Vereinigung führen konnte, war in dieser Zeit nicht zu denken. Ein Jahr vorher - 1975 - fand in Helsinki die Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) statt. Die sowjetische Führung sah darin vor allem den Erfolg der Festschreibung der Grenzen in Europa, die Bestätigung ihrer Kriegs-beute, der Herrschaft über ihr Imperium. Aber die Sowjetunion hatte auch die Wahrung der Menschenrechte mitunterschrieben. Was er damals im November 1976 noch nicht wusste: in Moskau hatte sich bereits eine kleine Gruppe von Dissidenten gesammelt, die die Einhaltung der Schlussakte ver KSZE in der Sowjetunion überwachen wollte. Mutige Menschen inmitten einer Diktatur. Ein aufkeimendes Anzeichen für Veränderungen auch in der so festgefügten UdSSR.


150 Jahre Hambacher Fest, Hambacher Aufruf 1982

Engler, der den Auftrag zur Suche einer Friedensformel erhalten hatte, überdachte sein früheres Leben und seine Arbeit. Eine Chance, etwas besonders Sinnvolles zu tun, eröffnete sich ihm im Jahr 1981. Im nächsten Jahr, im Mai 1982, jährte sich das "Hambacher Fest" - das erste Nationalfest der Deutschen - zum 150. Male. Auf dem Hambacher Schlossberg bei Neustadt in der Pfalz hatten sich damals 30 000 Männer und Frauen aus vielen Teilen Deutschlands - das damals in 35 souveräne Staaten und vier Freie Städte zersplittert war - versammelt, um vor allem für die nationale Einheit der Deutschen zu demonstrieren. Daneben standen die Forderungen nach Souveränität des Volkes, Pressefreiheit, Selbstbestimmungsrecht der Völker und einem freien und vereinten Europa. Für dieses in der deutschen Geschichte besondere Jubiläum bekam Engler die Aufgabe einen Film zu drehen. Eine Aufgabe, die ihn wegen ihrer politischen Dimension - Deutschland war wie damals gespalten - sofort in den Bann zog. Bei seinen Recherchen kam ihm die Idee, dass es 1982 einen neuen "Hambacher Aufruf" geben müsse, der dem Auftrag von1832 gerecht wird und zu den heutigen Problemen Stellung nimmt. Bei einem Treffen mit dem Ortsvorsteher von Hambach nahm dieser seine Idee begeistert auf. Auch im Plenum des Festausschusses war man von dem Vorhaben eines "Hambacher Aufrufs 1982" sehr angetan. Engler formulierte den Aufruf fast ganz allein, ließ aber seine Passagen über den Ortsvorsteher vom Plenum absegnen. Er musste sich hinter dem Orstvorsteher verstecken, denn als Autor der Sendung konnte er nicht selbst als Erfinder und Schöpfer des Aufrufs an die Öffentlichkeit. Das gebot die journalistische Fairness. Aber für diese große Sache musste er tätig werden. Er musste die einmalige Chance nutzen. Zwar kannte er auch das journalistische Ethos, dass man sich als Autor nicht mit einer Sache gemein machen dürfe, auch wenn es um eine gute Sache geht. Aber hier setzte sich Engler darüber hinweg: er machte sich nicht mit einer Sache gemein, er selbst hatte die Idee und die Durchführung eines aktuellen Aufrufs erfunden.

Unter dem Motto "Freiheit und Einheit - Deutschland und Europa" hieß es dann im "Hamacher Aufruf 1982" zum Thema deutsche Einheit und Friedenssicherung: "Nach wie vor treten wir ein für die alte Hambacher Forderung nach deutscher staatlicher Einheit. Eine Chance für die Wieder-vereinigung der beiden deutschen Staaten und eine friedliche Zukunft liegt in der ehrlichen und tatkräftigen Zusammenarbeit der europäischen Staaten in der Europäischen Gemeinschaft mit dem Ziel eines schon 1832 ersehnten Europas. Die heutige Spaltung Europas in zwei Blöcke muss überwunden werden, auch wenn dies zur Zeit als Utopie erscheinen mag.

Unsere Welt ists gefährdet, die Möglichkeit der gegenseitigen Vernichtung ist gestiegen. Unserem Vaterland, an der Nahtstelle der Blöcke gelegen, fällt bei der Sicherung des Friedens eine besondere Verantwortung zu. Doch darf der Preis des Friedens nicht der Verlust der Freiheit sein. Rüstung allein führt nicht zum Ziel. Durch aktives Bemühen aller Seiten um Verständigung müssen Spannungen abgebaut, gegenseitige Furcht und lähmendes Misstrauen beseitigt werden. Dieser Aufgabe für den Frieden müssen sich unsere Politiker, muss sich unser ganzes Volk stellen..."

Noch heute war er stolz auf den Inhalt und die Formulierungen des Aufrufs. Mit dem Auftrag von Hambach bzw. mit dem "Hambacher Aufruf 1982" hatte er sich so identifiziert, dass er damals darüber nachdachte, wie man über die Fernsehsendung hinaus "Hambach" ein längerfristiges Echo geben konnte. So wandte er sich an die Direktoren der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn mit der Bitte etwas dafür zu tun. Zu seiner großen Freude und Genugtuung entschieden diese, den "Hambacher Aufruf 1982" in einer Riesenauflage von 380 000 Exemplaren zu drucken und ihn unter anderem an alle Schulen der Bundesrepublik zu verteilen. Dass das farbige Faltblatt, das über den Aufruf hinaus noch Hinweise zur Geschichte des Hambacher Festes von 1832 enthielt, als Einlage in die "Informationen zur politischen Bildung: Bundesrepublik Deutschland - DDR Vergleich der politischen Systeme" kam, hat sich als besonders günstiger Zufall erwiesen. Nach den mehr als zwei Millionen Zuschauern, die die Sendung "Hambach heute - Jubelfeier oder Auftrag?" im ZDF gesehen hatten, war dies eine weitere Möglichkeit, das Fest und den aktuellen Aufruf bekannt zu machen.

Trotz des Hambach-Jubiläums, das die Forderung nach der deutschen Einheit dank seiner Idee ins Blickfeld gerückt hatte, musste Engler in den achtziger Jahren zunehmend erkennen, dass der Traum von der Einheit bei immer mehr Bürgern in der Bundesrepublik verblasste oder schon ganz erloschen war. Die DDR wurde aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit von einigen Bundesbürgern sogar als Ausland betrachtet. So beobachtete er in diesen Jahren Fehlleistungen in der Art folgender Zitate:  "Anreise aus Deutschland in die DDR" oder "Die DDR hat sieben Medaillen  gewonnen, Deutschland ist leer ausgegangen". In einem Buch über "Die schönsten Landschaften Deutschlands" verzichtete ein Verlag (oder vergaß?) auf die Sächsische Schweiz, Thüringen, die Insel Rügen und andere reizvolle Gegenden in der DDR.

Gerade wegen dieser negativen Entwicklung versuchte er mit Filmen und Büchern, wo es sich immer anbot, gegen den Trend anzugehen. Er konnte und wollte nicht glauben, dass die Sowjetunion noch jahrelang die deutsche Einheit verhindern werde...






Das Plakat mit dem "Hambacher Aufruf 1982", der über die Fernsehsendung und Publikationen große Verbreitung fand. Heute sind wichtige Teile der Forderungen erfüllt, andere gilt es noch zu vollenden